Sie kommen einem nur selten in den Sinn. Wenn es keine WM-Qualifikation im Fußball gäbe, sie keine Steuerparadiese wären oder der Papst nicht dort wohnen würde, wären sie vielen Leuten unbekannt. Dabei haben sie viel zu bieten. In der ersten Folge geht es um wunderschöne Berge, billigen Schnaps und eine schöne Mischung aus katalanischer, französischer, spanischer und portugiesischer Lebensart: Andorra.

Andorra – das ist vielen möglicherweise eher als Buch von Max Frisch bekannt denn als Land. Und wenn man in den Pyrenäenstaat einfährt offenbart er seinen Reichtum auch nicht sofort. Vielmehr sieht man zuerst unzählige Supermärkte. Spanier und Franzosen machen einen Ausflug nach Andorra um einzukaufen. Die Supermärkte ziehen sich die Straßen entlang. Auch in den Zentren der Kleinstädte ist fast überall ein großer Supermarkt. das ist sehr praktisch, denn dort bekommt man imemr günstig etwas zu Essen oder zu Trinken. Andorra ist nicht nur Steuerparadies für Millionäre – es gehört auch nicht zur Europäischen Union und damit zu deren Zollgebiet. Das heißt man kann hier übergroße Flaschen teuren Alkohols kaufen. Diese kosten dann wesentlich weniger als in Deutschland. Aber auch allerlei elektronische Geräte können mitunter billiger sein als daheim.

Andorra: Entspannungsachterbahn durch die östlichen Pyrenäen

Doch da, wo Berge in den Himmel ragen, gibt es meist auch schöne Skigebiete. Das ist in Andorra nicht anders. Zum Ski fahren soll es dort wunderbar sein und auch günstiger als in der Schweiz oder in den französischen Alpen. Allerdings waren wir im Oktober dort und da waren die Berge noch schneefrei. Deshalb haben wir uns mit Wandern begnügt und man kann sagen: Andorra ist auch ein Wanderparadies. Und genau hier offenbart das Land die Schönheiten, die man entlang der Straßen im Tal vermisst.
Es gibt unzählige verschiedene Wanderrouten durch das kleine Land und seine Naturschutzgebiete. Das bekannteste dürfte das rund um den Berg Coma Pedrosa sein. Er ist mit 2942 Metern auch der höchste Gipfel des Zwergstaates (übrigens genau 20 Meter kleiner als die Zugspitze). Man sollte bedenken, dass es über 60 Gipfel in Andorra gibt und mehr als ein Drittel des Landes über der Baumgrenze liegt. Es ist ein Auf und Ab – eine wahre Achterbahn durch die östlichen Pyrenäen sozusagen.
Die Landschaft bietet viele bizarre Stein- und Gebirgsformationen, aber leider auch etwas karge Vegetation ab einer gewisssen Höhe. Entschädigt wird man als budgetorientierter Backpacker jedoch mit den rund 30 kostenlosen Schutzhütten in den Bergen. Diese sind fast alle unbemannt und man sollte einen Schlafsack mitbringen. Die Vergabe der zwischen 5 und 15 freien Betten erfolgt nach dem Prinzip „Wer zuerst kommt, mahlt zuerst“. Die Ausstattung ist meist sehr minimalistisch. Mehr als eine Holzpritsche und einen Ofen kann man nicht erwarten. Jedoch sind einige von ihnen sehr abseits gelegen und nur selten besucht – perfekt zum Ausspannen also. In der Nähe von einigen gibt es zudem kleine Bergseen – zum Beispiel den Estany d‘ Juclar auf 2270 Meter Höhe. Eine große Auswahl an Wanderkarten findet man in den Touristeninformationen in allen Städten und mit GPS-Daten in diesem Blog.

Katalanisch/Spanisch/Portugiesisch: Sprachenwirrwarr rund um den Esstisch

Unten im Tal lohnt sich eine Stärkung in einem der zahllosen Restaurants in Andorra la Vella oder den anderen Städten. Kulinarisch befindet man sich hier genau in der Mitte. Die Küche des Zwergstaates teilt sich zwischen der französischen und der spanischen. Die eigene katalanisch-andorranische Küche basiert meist auf Speck, Lamm und Ziegenprodukten. Doch eine Richtung die auch sehr häufig ist, wird gern übersehen: die portugiesische Küche. Andorra hat einen hohen Anteil von Portugiesen. Und einige von ihnen haben Restaurants. Deswegen lässt es sich hier neben Tapas und Käsefondues auch gut Francesinhas essen.
Schnaps ist in Andorra am besten gleich in 5-Liter-Flaschen zu kaufen. In den Nachtclubs ist er zwar nicht teurer als daheim aber in den großen Flaschen ist er auf jeden Fall am günstigsten. Trotzdem bekommt man aber auch guten Wein aus Frankreich oder Spanien.
Andorra hat ein reges Nachtleben. Besonders an den Wochenenden sind die Clubs voll mit Einheimischen und Gästen. Es gibt verschiedene Musikstile von Rock über Pop bis Electro. Die Getränkepreise halten sich im Normalfall im Rahmen. Bier um die 3 Euro, Cocktails ab 5 Euro. Vorsicht aber auf dem Heimweg! Die Andorraner haben keine Autobahn und testen ihre überdimensionierten Autos gern auf den normalen Straßen. Wenn man Pech sind sie auch noch betrunken.

Weitere Posts zu Europas Kleinstaaten findet ihr unter der Galerie. Mit dabei: Monaco und San Marino und Luxemburg.

Andorra Anreise / Fortbewegung

Flug: Andorra hat eine atemberaubend schöne Landschaft. Leider muss man dort aber erstmal hinkommen. Das ist nicht so einfach wie anderswo. Es hat anders als andere Kleinstaaten leider keinen Flughafen. Nicht einmal in der Nähe gibt es einen. Ich empfehle daher am besten nach Girona zu fliegen. Nach Girona kann mit Billigfluglinien unter anderem ab Bremen, Frankfurt/Hahn oder Dortmund fliegen. Die Stadt selbst lohnt sich übrigens auch für ein oder zwei Tage.

Mietauto: Falls Ihr einen Führerschein habt, könnt ihr euch bei diversen Autovermietungen dort einen Mietwagen mieten. Die kosten einen Appel und ein Ei. Buchung vorher von Deutschland empfiehlt sich mitunter wegen der Inklusivleistungen dort. Fahrzeug muss ja kein Luxus sein. Wir hatten eine Knutschkugel von Hyundai und waren damit ganz zufrieden. Klimaanlage solltet ihr aber auf jeden Fall nehmen. Zumindest von April bis Oktober.
Die Fahrt nach Andorra könnt ihr übrigens durch malerische Bergstraßen machen. Das dauert nur wenig länger als über die Autobahn, kostet aber keine Maut. Zudem führt die Autobahn sowieso nicht bis Andorra. Unsere Route findet ihr hier.

Bus: Neben dem Auto kann man auch einen Bus nehmen. Es gibt verschiedene Firmen. Einige fahren auch direkt nach Andorra. Leider fuhren die Busse nicht an jedem Tag in der Woche und auch immer an zu Billigfliegern inkompatiblen Uhrzeiten. Aber wenn Ihr keine Wahl habt, dann geht es sicher auch. Ansonsten könnt Ihr auch trampen. Das ist in Spanien auch recht einfach.

Praktisches für Andorra

Geld: Währung ist der Euro, abheben kann man an unzähligen Geldautomaten überall, Bezahlung mit Kredirkarten problemlos möglich

Souvenirs: Kühlschrankmagneten, 10-Liter-Schnapsflaschen, Einreisestempel, Postkarten und Briefmarken, Schal der andorranischen Fußballnationalmannschaft, ab Januar 2014 vielleicht auch andorranische Euromünzen

Must-See: Supermärkte, Bergpanorama/Bergseen an den verschiedenen Wanderwegen, Portugiesische Restaurants, Thermen

Posted by Peter Althaus

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2 Comments

  1. Andorra kannte ich bisher tatsächlich nicht. Gibts da echt keinen Flughafen ? Sieht auf jeden Fall total idyllisch auch und Esel (ich liebe Esel) gibts dort auch. Aber ist halt doof dahinzukommen, wie lange hast du denn von Deutschland aus gebraucht ?

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    1. Also am besten eben nach Barcelona El Prat oder eben Girona und ab da wieder am besten selber mit dem Mietwagen. Busse gibt es ansonsten auch, aber die Fahrpläne sind etwas kompliziert.
      Man kann auch nach Toulouse aber da kenn ich mich nicht aus…

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