Mansfelder Halden – Besteigung der Mansfelder Pyramiden

Die Mansfelder Pyramiden sind Wahrzeichen des Mansfelder Landes. Die Aussicht bei einer Besteigung der Mansfelder Halden ist fantastisch und Kunst gibt es auch.

Inhaltsverzeichnis

Wer braucht schon Ägypten? Am Nil kommt man in den Knast, wenn man die Pyramiden besteigt. Im Mansfelder Land hingegen gibt es sogar öffentliche Führungen auf die Mansfelder Pyramiden. Die Bergbau-Halden im Mansfelder Land sind zwar normalerweise nicht öffentlich zugänglich, werden jedoch für Führungen immer wieder geöffnet. Und so kann man ganz legal den Ausblick von den Mansfelder Halden genießen. Und diese Pyramiden sind sogar höher als die Pharaonengräber in Ägypten.

Mansfelder Halden Fossilien
Spuren von Kupfer im Gestein auf den Mansfelder Halden

Mansfelder Halden – Schon Luthers Familie hatte eine Halde

Entstanden sind die Mansfelder Halden über Jahrhunderte, denn den Bergbau in der Region gibt es schon seit dem Mittelalter. Auch der Vater des Reformators Martin Luther soll ein Bergmann gewesen sein. Besucher können deshalb auch die Lutherhalde bei Wimmelburg besuchen.

Sie soll das älteste noch bestehende Zeugnis der Bergbau- und Hüttentradition in der Region sein.

Künstliche Vulkanausbrüche – jede Nacht

Im Grunde hat aber jeder der Orte im Mansfelder Land mindestens eine Halde in der Nähe. Auch von meinem alten Kinderzimmer kann man auf eine Halde blicken – bis 1990 floss hier sogar noch heiße Schlacke die Hänge hinunter. Hierzu fuhr ein Zug mit Anhängern aus dem nahen Hüttenwerk an die Kante. Dann wurde das heiße Gestein einfach abgekippt und bahnte sich seinen Weg nach unten. Das sah wie ein kleiner Vulkanausbruch aus. Schaut euch das Youtube-Video einmal an, damit ihr sehen könnt, was ich meine.

Ausblick Mansfelder Pyramiden

Mansfelder Pyramiden – die Riesen unter den Halden

Heute türmen sich hier Millionen Kubikmeter Gestein zu den Mansfelder Pyramiden. Zu disen zählen vor allem die Halde des Fortschritt-Schachtes (oder Wolf-Schachtes) bei Volkstedt in der Nähe von Eisleben, des Thälmann-Schachtes bei Siersleben und des Otto-Brosowski-Schachtes bei Augsdorf. Manche rechnen auch die Halde des Thomas-Müntzer-Schachtes (ursprünglich falsch ohne T geschrieben) bei Sangerhausen dazu.

Die Halde „Hohe Linde“ wird besonders von den Eislebern gern unterschlagen, obwohl sie die zweithöchste nach der des Fortschritt-Schachtes ist. Wir widmen der Hohen Linde daher gleich einen eigenen Absatz.

Besteigung der Mansfelder Halden

Für die Halden im Mansfelder Revier gibt es dank der Arbeit der Vereine der Bergleute und ihrer Freunde heute mehrmals im Jahr die Möglichkeit, die Halden zu besteigen. Deshalb wollen wir euch einmal kurz die wichtigsten Halden vorstellen.

Fortschritt Schachte Mansfelder Pyramiden

Halde Fortschritt-Schacht bei Volkstedt

Die Halde des Fortschritt-Schachtes toppt mit ihren 153 Metern alles. Auf diese Halde könnt ihr ca. einmal jährlich klettern – und das dann auch legal. Es gibt Hunderte Wanderer, Blasmusik und eine ausführliche Einweisung. Normalerweise ist das Betreten der Halden verboten. Sie sind im Besitz der Lausitzer und Mitteldeutschen Bergbau-Verwaltungsgesellschaft. Das Gestein rutscht schnell ab, es kann zu Unfällen kommen. Dennoch gibt es eigentlich keine wirklichen Barrieren, die jemand ernsthaft vom Besteigen der Halden abhalten könnten.

Thälmann-Schacht Mansfelder Halden Gipfelkreuz

Halde Ernst-Thälmann-Schacht bei Siersleben

Auch ich habe meine Lieblingshalde. Es gibt ja Menschen, die sind in Objekte verliebt. Ganz so schlimm ist es bei mir zwar nicht, aber wenn ich eine Halde aussuchen muss, dann ist es die des Ernst-Thälmann-Schachtes bei Siersleben. Sie ist mit 130 Metern nicht die höchste der Mansfelder Halden. Aber sie ist der heimliche Star. Auf dem Gipfel der Halde gibt es ein Gipfelkreuz. Das symbolisiert schon: Du hast es geschafft. Von hier oben sieht man nicht nur die nahe Umgebung. Auch der Brocken ist gut zu erkennen, genau wie die Buna-Werke und alle anderen Halden der Umgebung – sogar die Kalihalde von Teutschenthal.

Hohe Kunst auf der Halde

Und es gibt das Kunstwerk „Lichtauge“der Künstlerin Rosemarie Ullrich zu sehen. In die Einkerbung passte ursprünglich einmal ein Schlüssel, der aber mittlerweile entfernt wurde. Genauso wie das Gipfelbuch am Kreuz. Scheinbar wurde es schon mehrfach entwendet, denn Besucher werden angewiesen, das mittlerweile wieder verschwundene Gipfelbuch doch bitte an seinem Platz zu belassen. Der Schlüssel zum Lichtauge befindet sich mittlerweile auf dem neben der Halde liegenden Betriebsgelände der Maut AG. Übrigens zählt die Halde auch zu deren Besitz, weshalb der Aufstieg offiziell untersagt ist. Ich rate also jedem davon ab, die Halde abseits der leider sehr seltenen organisierten Aufstiege zu besuchen.

Otto-Brosowski-Schacht Augsdorf Mansfelder Pyramiden

Halde Otto-Brosowski-Schacht bei Augsdorf

Der Otto-Brosowski-Schacht war einst der tiefste Schacht der Mansfelder Mulde. 830 Meter unter der Erde förderten die Bergleute hier das Mansfelder Kupfer. Die Halde jedoch wuchs dennoch nicht zur größten Halde im Mansfelder Land an. Sie ist mit einer Höhe von „nur“ 104 Metern sogar die kleinste der Mansfelder Pyramiden. Aber das ist immer noch eine Menge. Auch auf diesen Gipfel gibt es Haldenführungen.

Halde Hohe Linde Sangerhausen Mansfelder Halden

Halde Hohe Linde bei Sangerhausen

Der Ausblick von der Halde Hohe Linde bei Sangerhausen dürfte kaum weniger spektakulär als von den anderen Halden sein. Auch die Hohe Linde ist mit 144 Meter immer noch ganze 5 Meter höher als die große Cheops-Pyramide in Gizeh. Sie entstand in rund 35 Betriebsjahren und beinhaltet rund 20 Millionen Kubikmeter Gestein. Auch hierauf gibt es Führungen. Sie werden meist von den Verein rund um das Besucherbergwerk Röhrigschacht in Wettelrode organisiert. Die Aussicht ist fantastisch, denn insgesamt erhebt sich die Halde auf einem Hügel bis 400 Meter über dem Meeresspiegel. Bis zu 50 Kilometer weit kann man von hier blicken.

Nicht zu besteigende Halden

Natürlich gibt es noch eine Menge mehr Halden. Nicht alle davon sind zu besteigen. Ich habe über die folgenden Halden bisher keine Informationen, ob hier Führungen angeboten werden. Falls ihr da andere Informationen habt, dann schreibt uns bitte einen Kommentar unten rein und wir ändern das!

Bernhard-Koenen-Schacht I bei Niederröblingen

Der Koenen-Schacht war in den 1960er-Jahren der am besten besetzte Schacht im VEB Mansfeld-Kombinat. Rund 4.000 Leute arbeiteten hier. Auch die Halden wuchsen schnell. So bleibt heute die 125 Meter hohe Halde bei Niederröblingen übrig. Mit 5 Millionen Kubikmeter Gestein ist sie jedoch klein im Vergleich zur Hohen Linde. Eine Besteigung ist bisher nicht möglich. Es wäre jedoch schön, wenn die Vereine der Mansfelder Berg- und Hüttenleute dies irgendwann organisieren könnten.

Bernhard-Koenen-Schacht I Niendorf Mansfelder Halden

Bernhard-Koenen-Schacht II bei Nienstedt

Bisher gibt es auch keine Führungen auf die Halde des Bernhard-Koenen-Schachtes II bei Nienstedt. Das ist schade, denn die Halde ist besonders von der Autobahn 38 aus gut sichtbar und ein schönes Wahrzeichen des Mansfelder Bergbaureviers. Auch ihre leicht rötliche Farbe macht sie durchaus besonders.

Aufstieg Mansfelder Halden
Es gibt Termine für offizielle Aufstiege auf die Mansfelder Halden

Termine der Besteigung der Mansfelder Halden

Es gibt zwei einfache Möglichkeiten, die Mansfelder Halden zu besteigen. Zum einen bietet der Verein der Mansfelder Berg- und Hüttenleute regelmäßig eine Haldenbesteigung an. Die Termine findet ihr unter der Rubrik „Haldenbesteigung“ auf der Webseite des Vereins.
Zum anderen bietet auch das Standortmarketing Mansfeld-Südharz Haldenbesteigungen an. Diese werden meist zusammen mit Firmen durchgeführt. Zweimal im Jahr geht es auf die Halde Hohe Linde bei Sangerhausen. Einmal im Jahr auf die Halde des Fortschrittschachtes bei Volkstedt.
Wann ihr wieder auf die Halde des Thälmann-Schachtes könnt, steht noch nicht fest. Schreibt doch einmal den Verantwortlichen beim Standortmarketing. Vielleicht lässt sich etwas organisieren!

Mansfelder Halden
Der Aufstieg auf die Mansfelder Pyramiden ist beschwerlich und die Landschaft ist streckenweise sehr karg

Tipps für den Aufstieg auf die Mansfelder Pyramiden

  • Ihr solltet definitiv Wasser mitnehmen. Man wird durstig wie eine Bergziege!
  • Auch müsst ihr dringend fit genug sein, in so einem spitzem Winkel den Berg hochzukommen. Er ist vermutlich 35 bis 40 Grad steil.
  • Unterwegs empfehle ich immer mal eine kurze Pause zu machen, bis man wieder halbwegs atmen kann.
  • Vorsicht mit dem abrutschenden Geröll und nicht zu nah an die Kante gehen.
  • Oben lässt sich prima picknicken!

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Peter Althaus ist Journalist, Autor und Blogger. 2011 hat er das Reiseblog Rooksack gegründet. Doch seine eigentliche Liebe ist immer schon Osteuropa gewesen. Mittlerweile lebt er in Lwiw in der Ukraine und führt dort einen Reiseveranstalter. Da er aber weiter gern schreibt, gibt es heute Wild East – das Osteuropa-Reiseblog.

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