Kluge Ratschläge für die Reise gibt es leider viel zu oft gratis. Denn manche Reisetipps habe ich mit Absicht nicht befolgt und dadurch einige der besten Erlebnisse auf Reisen gehabt. Hier eine kleine Auswahl.
Fast jedes Mal, wenn ich irgendwo hinreise, gibt es Leute, die mir sagen, dass ich dieses oder jenes tun oder lassen solle. Mitunter waren das lustige Empfehlungen – besonders, wenn man bedenkt, dass diese Leute so gut wie nie reisen. Wie ich oft später herausgefunden habe, bilden sie sich eine Meinung über ein Land, indem sie Fernsehen schauen oder im Internet darüber lesen. Und noch schlimmer – diese Geschichten sind oft aus den Nachrichten und damit oft erschreckend. Erschreckend übertrieben.
Mach das nicht – das ist unsicher! Wenn man auf die Leute hört, ist alles unsicher. Trampen, Leitungswasser, Couchsurfing oder Hostels. Alles voll von Verrückten und potentiell tödlichen Erregern. Aber im Grunde sollte man lieber auf den eigenen Instinkt hören. Wenn etwas unsicher ist – dann tus eben nicht. Das ist eine allgemeine Backpacker-Weißheit.
Sprich nicht mit Fremden! Das kennt man schließlich als Weißheit seiner eigenen Kindheit. Und was aus der Kindheit kommt, ist meistens richtig. Meistens. Aber eben nicht immer. Die besten Kontakte, welche man beim Reisen macht, entstehen beim Gespräch mit völlig Fremden. Zeigt stattdessen lieber, dass ihr erwachsen seid und redet mit den Leuten. Wenn ihr nach einer durchzechten Nacht in einer wunderschönen Wohnung ein Frühstück von einer freundlichen einheimische Familie serviert bekommt, dann werdet ihr es mir danken!
Esst bloß nichts von der Straße! Ok, ihr sollt auch nicht das Essen was runtergefallen ist. Ich rede von Essen welches es nicht in teuren Restaurants sondern an kleinen Ständen und Imbissen gibt. Man kann sich genauso gut einen Durchfall im Restaurant holen. Ist mir auch schon mehrmals passiert. Und man, was hätte ich an kulinarischen Ergüssen verpasst, wenn ich auf diesen Rat gehört hätte!
Schlaf bloß nicht in Hostels! Ok, manchmal stinken sie. Meistens schnarcht irgendwer oder ein Idiot kommt erst um 6 Uhr morgens rein und torkelt lautstark durch das Zimmer. Das kurz bevor der erste um 6.30 Uhr aufsteht und sich die Zähne putzt, kurz bevor er auf irgendeinen sinnlosen Berg steigt. Aber hey. Hätte ich nicht immer mal in einem Hostel gepennt, hätte ich nicht so viele tolle Reisepartner gefunden! Und manchmal ist es einfach gut in dein gemietetes Bett zu kommen und sonst keine weiteren Verpflichtungen zu haben. Und es ist immernoch verdammt viel günstiger als jedes Hotel!
Reisen ist teuer. Mach was sinnvolles mit Deinem Geld! Wer sagt, dass Reisen nicht sinnvoll ist? Es gibt nicht umsonst das Sprichwort „Reisen bildet“. Und so ist es auch. Scheißt auf neue CDs oder einen Fernseher. Alles Schrott im Vergleich zu den Erinnerungen die ihr von jeder Reise nach Hause bringt. Werdet ihr irgendwann mal euren Enkelkindern von „Germany’s Next Topmodel“ erzählen? Wahrscheinlich nicht! Werdet ihr euren Enkelkindern von eurem verrückten Trip durch Indien berichten? Wahrscheinlich schon!
Brich nie Deinen Job ab, nur um zu reisen! Ok, vielleicht hast Du sogar Spaß auf Deiner jetzigen Arbeit. Aber hey, wenn es so toll ist: Warum sollte man Dir den Job nicht nach Deiner Reise wiedergeben? Wenn Du Gegenargumente findest, wird es sowieso höchste Eisenbahn dort zu verschwinden! Wenn Du wiederkommst, wirst Du wahrscheinlich etwas neues finden. Die alte Leier von „Lücke im Lebenslauf“ ist schon abgedreht. Möglicherweise war Dein Chef schon in mehr Ländern als Du!
Reise bloß nicht allein! Leute, spätestens seitdem ich Frauen getroffen habe, die allein durch Pakistan gereist sind, hab ich diesen Gedanken über Bord geworfen. Ich hab zwar auch vorher schon nicht dran geglaubt, aber danach ist es praktisch unmöglich. Wenn man allein reist, hat das viele Vorteile. Erstens brauch man sich mit niemand über Reiseroute oder Interessen abstimmen. Zweitens ist man so praktisch gezwungen mit anderen Menschen in Kontakt zu treten. Und wir haben oben schon besprochen, was für positive Effekte das auf Deine Reise haben kann. Und drittens ist man flexibler: Im Umgang mit den Mitmenschen (wer Hilfe braucht muss freundlich sein) und in Bezug auf Verpflichtungen (man geht Bier trinken, wenn man selbst kann).
Fällt euch noch etwas ein?
Anmerkung: Dieser Beitrag stammt von meinem Freund Deniss Peld aus Tallinn (jetzt Berlin). Ich habe den Beitrag in Absprache mit ihm übersetzt und noch etwas alterniert. Insofern ist es jetzt fast ein Gemeinschaftswerk, aber wir sind uns über den Inhalt einig. Das Original könnt ihr hier lesen. Deniss wäre übrigens einer der wenigen Menschen, für den ich meine Alleinreiseregel brechen würde!
Fang Dir bloß nichts ein! An jeder Straßenecke lauern Krankheiten und Tod 😉
Richtig, dass Du diese „Weisheiten“ nicht befolgt hast. Am meisten kann ich mich mit „Reise bloß nicht allein“ identifizieren, da ich meistens allein reise und die meisten Leute darüber verwundert sind. Egal, wohin man kommt, es wird noch eine zweite Person erwartet.
Stimmt, da höre ich auch oft Erstaunen. Den mit den Krankheiten würde ich auch aufnehmen, aber dann wären es 8 Tipps. Gerade Zahlen sind irgendwie hässlich:-)
Wer diese Tipps beherzigt, kann ja gleich zu Hause bleiben 😉
Sonst alles fit? LG von der Nordsee, Elke
Sind gesammelte Ratschläge im negativen Bereich:-) Und ja, wer darauf hört, der denkt erst gar nicht dran zu fahren;-) Sonst ist hier alles gut. Grippe verflüchtigt sich. Bei dir an der Küste?
Hihi, jep, alles schonmal gehört (vor allem als Frau allein, oft nur Kopfschütteln) oder erlebt (so was von krank nach dem Essen im Lake Palace in Udaipur, aber vor 24 Jahren, der Koch ist wohl inzwischen ein anderer).
Das einzige was ich vermeide, wenn es von der Kohle her geht, sind Hostels. Ich mag einfach meine Ruhe am Abend und ich höre Flöhe husten, Schnarcher auch durch alle Ohropax-Marken und fühle mich in dorms einfach nicht wohl. Ich mag lieber kleine Guest Houses und da habe ich auch schon die tollsten Leute kennengelernt, der Rekord waren dann 5 Wochen mit einer Engländerin, die ich unterwegs kennengelernt habe…
Liebe Grüße,
Ivana
Mit den Guest Houses kann ich Dir definitiv zustimmen. Mag ich auch lieber und gibt es eigentlich sogar häufiger!
Du kannst doch nicht so unvorbereitet unterwegs sein! – Doch kann ich! Aus der Tür raus und der Nase nach. Mit der kleinen Einschränkung. dass man einige wichtige Aspekte trotzdem mitbekommt. Undenkbar z.B. Glasgow zu besuchen, ohne Necropolis gesehen zu haben. Sonst gibt es keine tollere Art eine Stadt zu entdecken, als den Reiseführer zu schliessen und los. Am liebsten mitten in der Nacht.
Mich versteht eh keiner dieser Einheimischen.
Und mein Lieblingssatz: „Kauf bloß nichts ein, denn dann wird dein Rucksack nur zu schwer für’s Flugzeug“. Aus genau diesem Grund habe ich in meinem Rucksack-packen Video gleich einen Klappstuhl eingepackt.
Eine coole Idee solche Glaubenssätze zu sammeln. Sich das bewusst machen ist für mich die beste Lösung um solche Ausreden und Blockaden zu überwinden.
Kilian
eigentlich bin ich auf der Suche nach ein paar Infos zu Backpacking in Jordanien und Israel. Ich war gerade 5,5 Monate in Südamerika unterwegs (alleine :)) und es war grandios. Ich habe überall, an wirklich jedem Stand was gegessen wenn es lecker oder interessant aussah, denn ich liebe probieren. Ich habe zu 80% in Hostels geschlafen (in Peru und Bolivien aber meist im EZ). Ich habe so viele tolle Leute getroffen, tolle Gespräche geführt und 2 neue gute Freunde gefunden. Reisen ist einfach das geilste was man machen kann, aber man muss offen sein für das Land und seine Menschen …
Danke Peter ich bin begeistert.
Wollte mich mit „Couchsurfing“ mehr auseinandersetzen und landete bei Dir. Bis jetzt kann ich voll zustimmen.
Vor allem bei diesem Satz: ##Scheißt auf neue CDs oder einen Fernseher. Alles Schrott im Vergleich zu den Erinnerungen die ihr von jeder Reise nach Hause bringt.## Wenn du alles aufschreibst, was Du besitzt,. dann hast du nur eine Liste. Wenn du aber aufschreibst, was du erlebt hast,. dann hast Du eine Geschichte … Jochen Schweizer.
Der Satz steht auf meiner PC Hintergrundseite, neben Bildern von Aktivitäten die ich gerne mache und Dingen, die ich in Gefahr bin zu kaufen, mit dem mich selbst ermahnenden Hinweis MACHEN, NICHT HABEN.
Ich lebe seit Aug. 2010 in Thailand und reise viel, bin aber auch schon 67 und Rentner.
Sollte es Dich mal nach Thailand verschlagen, melde Dich — wenn Du Lust hast.
Weiterhin viel Glück und Spaß bei Deinen Aktivitäten, denn die (Erinnerung daran) kann Dir im Gegensatz zu (beispielsweise) einem Haus keiner wegnehmen.
uli
Hallo Uli!
Ganz herzlichen Dank für das dicke Kompliment! Freut mich, dass Du das mit Deiner Lebenserfahrung genauso siehst! Dir auch weiterhin alles Gute und vielleicht auch bald ein paar Gäste von Couchsurfing!
Liebe Grüße,
Peter