Das Leben ist schön in Wroclaw. Beinahe noch schöner ist aber das Nachtleben. Neben einem heißen Draht bietet die künftige Kulturhauptstadt Europas auch einen alten Bunker und eine Alptraum-Location. Spaß ist in den Clubs und Bars in Wroclaw trotzdem garantiert.
Es ist Donnerstag 21 Uhr und ich sitze in einem Raum, der mit vielen bunten Lichtern flackert. Es wird geraucht. Im Kalambur (ul. Kuznicza 29a) schlürfe ich gemütlich einen Cuba Libre. Um mich herum beginnt der Abend gerade erst. Die stylische Bar ist ein Künstlertreff. Vollbärtige Künstler erzählen sich mit stylischen Dandies. Ich habe heute Glück, bin mit Martyna verabredet, die ich von Couchsurfing kenne. Sie kennt die halbe Bar. Mit mir ist Piotr unterwegs, mein Couchsurfing-Gastgeber. Wir stoßen mit der Besetzung der Bar an. Währenddessen schieben von hinten bereits die ersten Gäste nach und wollen auch Getränke. Die DJs spielen alternative Hits und getanzt wird mitten in der Bar – wild und durcheinander – so wie der ganze Club. Die Einrichtung ist verspielt und erinnert drin wie draußen an den Jugendstil. Die Parties haben zu später Stunde auch so etwas wie das Gefühl einer Party in den Goldenen Zwanzigern. Es fehlen noch die Federboas und Leonardo DiCaprio als der Große Gatsby.
Klingeling, Klingeling
Nachdem wir uns warm getrunken haben, gehen wir zur Pasaz Niepolda (ul. Ruska 51), der Hinterhof mit den meisten Clubs und Bars in Wroclaw, von denen es rund um die Uliza Ruska noch einige mehr gibt. Dort reihen sie sich aneinander, wie die Perlen an einer Kette um Queen Elizabeth’s Hals. Mein Favorit kristallisiert sich schnell raus. Im Gluchy Telefon, das ich vehement als Glutschi Telefon betitele, ist die Stimmung gut. Dazu trägt auch das Konzept der Bar bei. Der Gag: an den meisten Tischen stehen alte Telefone. Die sind miteinander verbunden und man kann jeden Apparat anrufen. Listen zeigen, welcher Apparat welche Nummer hat. Da wir schon etwas hinter die Binde gekippt haben, rufen wir wild durcheinander alle Apparate mal an. Am Ende gesellen wir uns zu einer Gruppe von Leuten und trinken ein paar Schnäpse auf die deutsch-polnisch-spanische Freundschaft.
Nachdem wir uns gerade warm gesessen haben, schleifen uns die anderen in das benachbarte Bezsenność (Ausländer sagen einfach Insomnia, das ist die Übersetzung). In der Tat ist die Musik ein Alptraum. Seltsame Black Music a la 50 Cent wummert aus der Box, gelegentlic unterbrochen von seltsamen Drum and Bass. Es soll einer der besten Clubs der Stadt sein. Mir fällt kein Grund dafür ein. Wir flüchten uns in eine etwas leisere Ecke und schlürfen die immerhin akzeptablen Cuba Libres. Für heute ist die Party zu Ende, der Nachtbus bringt uns wieder heim.
Neuer Abend, neue Drinks
Doch wie es schon bei den Göttern geschrieben steht, folgt auf den nächsten Tag natürlich auch wieder eine Nacht. Wir beginnen gemütlich im Bunker. Der Bunkier 42 (ul. Kotlarska 42) ist weiß gefließt und kommt als Luftschutzbunker daher. Am Eingang wird der Gast erstmal mit einer Wehrmachtsuniform und Helm begrüßt. Getragen wird sie von einer weiblichen Schaufensterpuppe. Nicht ganz akkurat und auch nicht ganz verständlich. Drinnen hängen dann wieder Bilder von amerikanischen Piloten. Gute Drinks machen die seltsame Dekoration allerdings wieder wett.
Etwas später stolpern wir eine Treppe runter in einen nüchtern gefliesten Raum, mit Ledersofas und allerlei Fernsehern an der Wand. Dazwischen sitzen vor allem Gruppen von Leuten und spielen auch Brettspiele. Die Padbar (ul. Kazimierza Wielkiego 1) reklamiert für sich, die einzige Bar zu sein, die alle Spielekonsolen vereint. Ich hatte allerdings ein paar Retro-Konsolen vermisst. Die gibt es hier allerdings nicht. Stattdessen regieren Xbox, Playstation und Wii. Dennoch bleiben wir und zocken eine Runde an den Konsolen und schütten uns ein paar Drinks rein. Leider sind die Nerds eher nicht gesprächig. Kein Anschluss unter dieser Nerd-Line sozusagen.
Bis zum Morgengrauen
Da wir von besetzten Leitungen genug haben, wird es Zeit wieder in Gluchy Telefon (ja, auch heute heißt es wieder Glutschi Telefon für mich). Der Laden ist Garant für ein paar nette Gespräche. Praktischerweise treffen wir auf die Gruppe vom Vorabend. Gemeinsam erobern wir weiter die Bars in der Pasaz Niepolda. Heute ist das Niebo dran. Dort sind allerdings selbst die Stehplätze verstopft, so dass wir nicht einmal ein Bierchen greifen und weiterziehen. Nachdem wir um die Ecke laufen, landen wir schließlich im Manana (ul. Św. Mikołaja 8-10). Die Musik ist bunt gemischt. Es klingt wie eine inoffizielle Erasmus-Party. So ungefähr sieht auch das Publikum aus. Wir haben Spaß und schlürfen weiter Cuba Libres bis fast zum Morgengrauen. Die Party neigt sich dem Ende zu als wir dann Richtung Busbahnhof laufen. In der Nähe des Rynek stolpern wir am Club Concret (ul. Ruska 1-4) vorbei. Daraus hämmern minimale Klänge und wir entscheiden uns die Nacht spontan zu verlängern. Ich tanze mich bis in den Morgen. Piotr macht auch mit. Die Stimmung ist ausgelassen, alle feiern zusammen, jubeln sich zu. Hier ist die Einigkeit. Hier versinke ich im Licht der Stroboskopblitze.
Ich war in Breslau auch noch in der Shots-Bar Czupito. Zuerst denkt man zugegebenermaßen, eieiei, buntlautwassollichhier… Aber die Shots sind echt witzig und kreativ ausgedacht, sie heißen z.B. Alien oder Batman und so sehen sie auch aus… Als Einstieg in den Abend auf jeden Fall sehr gelungen, sofern man nicht da versackt(die Gefahr ist groß).
Czupito-Impressionen: httpss://hello-hummingbird.com/2016/05/26/staedtereise-breslau/
Liebe Grüße!