Am vierten und letzten Reisetag nehmen uns Micha und Kim noch mit nach Smaraong, Chong Kal und Banteay Srey. Kim wuchs dort einige Jahre lang auf und so wird der Besuch schnell zu einer Familienvisite. Beide geben einen Einblick, wie die Moderne Einzug auch in die kleinsten und entlegensten Dörfer Kambodschas hält.
Weder Tempelruinen noch Soldatenstellungen waren das Ziel für die letzte Etappe denn hauptsächlich galt es den Kreis zu schließen. Da aber Kim’s Familie, väterlicherseits als auch mütterlicherseits, ursprünglich aus der Gegend um Samraong stammt und sie selbst bis zu ihrem achten Lebensjahr hier aufgewachsen ist, nutzen wir den Tag für Verwandtschaftsbesuche. Und weil seit dem letzten Heimatbesuch bereits 10 Jahre vergangen sind, ist die Stippvisite auch etwas Besonderes. Entsprechend groß war die Wiedersehensfreude, verbunden mit dem seltsamen Gefühl der Heimkehr – Ein Gefühl das wohl jeder von uns kennt – Orte der Erinnerung: während die Zeit im Dorf wie stehen geblieben scheint und der Alltag „seinen Gang geht“, so wurde doch die physische Landschaft einem drastischen Transformationsprozess unterworfen. Sichtbar wird dieser Antagonismus beim Besuch der ehemaligen Obstbaumplantage. Noch stehen sie: Mango, Jackfruit, Pomelo –, und zeigen sich erhaben wie eh und je. Bald schon aber wird das gesamte Areal weiträumig geflutet sein. Nur einen Steinwurf entfernt sind die Bauarbeiten für ein Wasserkraftwerk im vollen Gange und in wenigen Monaten wohl abgeschlossen. Mit dem Bau beauftragt ist das chinesische Staatsunternehmen „Sinohydro“ – kaum überraschend, denn die Ausführung von Infrastruktur-Großprojekten durch chinesische Firmen ist gängige Praxis in Kambodscha. Man mag diesen Schritt zur Entwicklung begrüßen – Elektrizität wird dringend benötigt und Wasserkraft ist im Vergleich zu primären Energiequellen sicher die umweltverträglichere Variante –, dass jedoch die Bauern in dieser Region um ihre Zukunft bangen, denn noch immer ist ein Großteil der ländlichen Bevölkerung abhängig von Subsistenzwirtschaft und bislang haben die Enteigneten nicht einmal eine Entschädigung erhalten, ist die Kehrseite der Medaille.
Das Ende eines großartigen Abenteuers. Auf dem Highway bestreiten wir die letzten Kilometer zurück nach Banteay Srey und schon am nächsten Morgen sitzen wir im Bus nach Phnom Penh.
Dieser Artikel ist der 4. Teil der Serie zum Norden Kambodschas. Hier findet ihr die weiteren Artikel der Reihe:
Teil 1: Reich der Könige und roten Tyrannen
Teil 2: Boeung Melea und Koh Ker
Teil 3: Pol Pots Grab, Prasat Preah Vihear, Anlong Veng
Teil 4: Ta Krabey, Thaman, Oddar Meanchey und Banthey Chmar
Teil 5: Zu Besuch bei einer Khmer-Familie
Tolle Bilder. Das erinnert mich an Laos, wo ich ebenfalls in Phonsavanh ein paar Tage bei einer laotischen Familie gewohnt habe. Ich fand es sehr eindrücklich zu sehen, wie die Menschen mit recht wenig doch ziemlich gut über die Runden kommen.
Wirklich schöne Bilder! Ich war bisher erst einmal in Kambodscha, würde aber jederzeit wieder hin. Ein tolles Land.
Cool, ist ja sehr interessant! Ich war bislang weder in Kambodscha noch überhaupt irgendwo in Asien. Toll auch, dass ihr mit zur Familie durftet – solche Erlebnisse finde ich besonders spannend. LG Martina
Wow. Schöne Fotos. Ich kann mir vorstellen das der Besuch da wirklich ein Erlebnis war.
Ein toller Bericht, den ich nur weiter empfehlen kann.