Am dritten Tag der Reise durch den Norden Kambodschas kommen wir mit Micha und Kim in die entlegenen Gebiete von O’smach, Ta Krabey – Thaman – Banteay Chmar – Smaraong. Neben den von Panzern gesäumten Straßen stehen die Ruinen von Ta Krabey und Thaman. Später folgt auch schon eine der letzten Sehenswürdigkeiten der Reise.
Auch hier in O’smach, dem wohl geschäftigsten Grenzort im Norden Kambodschas, ein inzwischen vertrautes Bild: hochklassige Resorts und Casinos türmen sich schon wenige Meter hinter den Grenzschranken und hinterlassen ein seltsamen Eindruck – was hier Blüten treibt ist ein Eldorado für Glücksspielfanatiker, zumeist aus Thailand, ob jedoch die Ortschaften und deren Bewohner von diesem Boom profitieren lässt sich bezweifeln. Inmitten dieser „Kulturlandschaft“ mit Schützenpanzern als Staffage setzen wir zum Frühstück an und fragen nach einer Wegbeschreibung. Für den heutigen Vormittag sind zwei weitere Tempel angepeilt, Ta Krabey (Thai: Ta Khwai) und Thaman, der Weg zu diesen ist aber in keiner Landkarte eingezeichnet noch in Reiseführern vermerkt ist (an eine Beschilderung wagen wir erst gar nicht zu denken). Die holprige Staubpiste führt uns nach zweistündiger Fahrt auf eine Militärstraße. Sandsackbarrieren und Erdbunker passierend erreichen wir schließlich den Kamm des Dangrek-Hügelmassivs, das im Norden von Kambodscha die natürliche Grenze zu Thailand bildet. Die letzten Meter zum Heiligtum Ta Krabey gehen wir zu Fuß und in Begleitung eines Soldaten, sicherlich ist Gebiet abseits der Pfade weitläufig vermint. Der eigentliche Tempel ist im Vergleich zu anderen Strukturen eher klein, aber auch hier ist die Brisanz der Grenzstreitigkeiten spürbar – gerade einmal 20m beidseits der Ruinen befinden sich die Stellungen der jeweiligen Armee. Ganz ähnlich ist die Situation am wenige Kilometer entfernten Thaman Tempel. Im Schatten der Tempel verbringen wir die Mittagspause und erfahren von den Infanteristen und Offizieren über den Alltag der Grenzsoldaten. Währenddessen erkundet im Hintergrund eine thailändische Schulkasse das Tempelareal. Geschichte und Kultur zum Anfassen, heraufbeschworener Nationalstolz.
Erst nach der größten Hitze brechen wir auf. Die folgende Erdstraße zwischen Samraong und Banteay Chhmar entpuppt sich als aufreibend und mühsam. Mit 60km/h gleiten wir über die Piste, und überfliegen nicht wenige Sand- und Schlaglöcher. Die Stoßdämpfer machen das mit, manchmal nur verlieren Vorder- oder Hinterrad die Bodenhaftung. Der Tempel Banteay Chhmar, errichtet vom wohl mächtigsten Khmer-König und tüchtigsten Bauherr der Angkor-Periode, Jayavarman VII., ist die letzte Sehenswürdigkeit auf dieser Reise. Es dämmert bereits als wir in Samraong eintreffen, „satt gefressen“ mit Eindrücken während der Magen knurrt.
Dieser Artikel ist der 4. Teil der Serie zum Norden Kambodschas. Hier findet ihr die weiteren Artikel der Reihe:
Teil 1: Reich der Könige und roten Tyrannen
Teil 2: Boeung Melea und Koh Ker
Teil 3: Pol Pots Grab, Prasat Preah Vihear, Anlong Veng
Teil 4: Ta Krabey, Thaman, Oddar Meanchey und Banthey Chmar
Teil 5: Zu Besuch bei einer Khmer-Familie