Elefanten sehen gehört vermutlich auf jede Afrika-Wunschliste. Da trifft es sich, dass wir heute auch auf die Jagd nach Elefanten gehen. Allerdings völlig unbewaffnet. Dennoch muss ich euch zunächst ein Geständnis machen.
Ich bin Rassist
Ihr habt mich ertappt. Ich bin ein ganz übler Rassist! Allerdings nur was Elefanten betrifft. Ich bin fasziniert von afrikanischen Elefanten. Asiatische Elefanten interessieren mich hingegen eher weniger. Der Grund ist einfach: Hier bin ich immer noch der kleine Junge. Umso größer, umso besser. Das gilt für Gebäude, irgendwie auch für manche Autos, Flugzeuge, Schiffe, Berge und eben auch für Elefanten. Und irgendwie sehen afrikanische Elefanten auch cooler aus und sind in viel mehr Dokumentarfilmen zu sehen. Ihre riesigen Ohren, die sie zur Kühlung verwenden, machen sie auch einfach irgendwie niedlicher.
Nicht nur weil ich diese wunderschönen grauen Riesen endlich einmal bei einer Safari in Ghana in freier Natur sehen will, freue ich mich auf diesen Tag. Es ist 6.30 Uhr an diesem wolkenlosen, sonnigen Morgen in der Savanne des Mole National Parks im Norden von Ghana. Und auch wenn ich bei meinem Tauchgang mit Seekühen gelernt habe, dass Tiere keine Uhr haben und sich erstrecht nicht nach Menschen richten, ist die Chance Elefanten zu sehen, um diese Uhrzeit doch am größten, wie mir Issa erklärt. Issa ist wohl der beste Guide, den man hier im Mole National Park und vielleicht sogar in ganz Ghana haben kann. Er war bis zu seiner Pensionierung im Jahr 2014 der Chief Guide im Mole National Park und dort bereits seit 1973 tätig. Nun führt er die Gäste der Zaina Lodge auf Safari durch das Gelände.
Riesige Artenvielfalt im Mole National Park
Während wir die buckligen Pisten des Nationalparks abfahren (Gesamtetat soll lediglich 50.000 Dollar pro Jahr betragen!) erzählt mir Issa allerlei Wissenswertes über den Park. Der Mole National Park ist unglaublich artenreich. Jeweils 94 Arten von Säugetieren und Pflanzen hat man im Park bereits finden können. Neben Büffeln und Antilopen auch 33 Reptilienarten und 8 echte Amphibien. Mit rund 350 Vogelarten ist der Park zudem ein echtes Paradies für Vogelfreunde. Die rund 450 Elefanten die man im Park vermutet, verstecken sich oft im Hinterland des 4840 Quadratkilometer großen Geländes, ärgern aber auch manchmal die Farmer der nahen Dörfer. Dabei grasen sie die Felder ab und fressen sich mit dem Mais voll. Für die armen Bauern gibt es dabei leider keine Entschädigung. Die Elefanten sind daher vermutlich die unbeliebtesten Tiere in der Gegend – nicht etwa Löwen oder Hyänen.
Grusel-Show in der Savannen-Nacht
Ob ich die gesehen habe, weiß ich nicht. Sie sind überwiegend nachtaktiv. Es kann aber sein. Als ich nachts von der Haupthalle der Zaina Lodge, auch Kathedrale genannt, allein zu meinem Zimmer zurückgegangen bin, bekam ich einen kleinen Nervenkitzel. Normalerweise wird man immer zum Bungalow begleitet. Ich jedoch war der letzte und ging daher allein zum Chalet. Als Taschenlampe nutzte ich einfach meinen Handyblitz. Als ich an meinem Chalet angekommen war, leuchtete ich nochmal kurz durch das Gras – und es lief mir kalt den Rücken runter. Unterhalb meiner Hütte schlichen mehrere weiße Augenpaare durch das Gras. Als ich sie anleuchtete blieben sie zunächst stehen. Sie wussten, ich hatte sie bemerkt. Kurz danach kniffen sie die Augen zusammen und bewegten sich. Dann leuchteten ihre Augenpaare an anderer Stelle wieder auf. Ihre Bewegungen waren dabei fast lautlos und wenn ich die Augenpaare in der Bewegung sah, sah es grazil aus. Da ich völlig allein in der Umgebung war, ging ich lieber ins Haus und leuchtete gelegentlich noch nach draußen – von den Augen keine Spur. Wie ich am folgenden Morgen erfahre, kann es alles mögliche gewesen sein. Vermutlich seien es aber sogar Großkatzen – vielleicht gar Löwen – oder Hyänen gewesen. Da war es im Chalet gleich noch gemütlicher und ich wollte ja noch meine erste Safari in Ghana erleben.
Ghana Safari: Mein erster wilder Elefant
Als wir am nächsten Morgen weiter die Straße entlang fahren, hört Issa plötzlich auf zu erzählen und weist meinen Blick plötzlich nach rechts zu ein paar Bäumen. Und tatsächlich kann man zwischen den Bäumen eine graue Masse ausmachen. Der erste wilde Elefant den ich in freier Wildbahn sehe – nach gerade einmal zehn Minuten. Friedlich steht er da und holt sich mit dem Rüssel immer wieder Äste vom Baum. Er hat uns zwar bemerkt, lässt sich von unserer Anwesenheit aber kaum stören. Gern würde ich das Dach öffnen. Wie mir George, der den Jeep heute fährt, aber rät, sollte ich es am Morgen lieber geschlossen halten, denn Tausende Fliegen schwirren um die Zeit herum. Sie folgen den Wärmequellen, weswegen schon ein paar Hundert auf unserer Motorhaube sitzen. „Sie halten das für einen Elefanten oder einen Büffel und wollen dessen Blut saugen“, sagt George. Pech gehabt, hier saugen sie höchstens am Lack und auch ich mache die Schubfenster nur auf, um fotografieren zu können. Nachdem wir den Elefanten ein paar Minuten beobachtet haben fahren wir weiter. Sehen noch einen zweiten, der vor uns die Straße überquert. Was für schöne Tiere. Ich kämpfe währenddessen mit der Luftfeuchtigkeit, die meiner Kamera zusetzt.
Frühstück in der Savanne
Ein paar Meter weiter stellen wir den Landrover ab und breiten den Frühstückstisch auf der Motorhaube aus. Die Zaina Lodge hat allen ein leckeres Paket mit Sandwiches gemacht, es gibt Tee und Kaffee. An einer Baumgruppe sondiert ein Pavian die Lage, ruft immer wieder laut. „Das ist kein Drohen, der will nur wissen was los ist“, erklärt Issa. Wir lassen es uns schmecken – die Fliegen allerdings auch, denn die finden meine kurzen Hosen sehr appetitanregend und setzen sich gern aufs Bein und beißen zu. Nach ein paar Minuten ist das seltsamerweise aber vorbei. Vielleicht haben sie gemerkt, dass ich kein Elefant bin und besser aussehe als ich schmecke.
Als wir weiterfahren überqueren Antilopen die Fahrbahn, verschwinden im Dickicht. Und ganz wie im König der Löwen sind natürlich auch Warzenschweine nicht weit. Eine kleine Rotte zieht durchs Gebüsch. Zurück an der Hauptstraße ärgern ein paar Paviane einen Autofahrer vor uns, indem sie sich einfach auf die Straße setzen und sich nicht bewegen wollen. Ein anderer Pavian sitzt neben der Straße am Abwassergraben und nimmt sich immer mal wieder einen Schluck. Dann grinst er bis über beide Ohren. Als seine Artgenossen die Straße räumen, können auch wir endlich weiterfahren. Kurz danach biegen wir wieder auf einen Feldweg ein.
Sture Böcke kämpfen den ganzen Tag
Issa zeigt wieder ins Gebüsch. Zwischen den Sträuchern kämpfen zwei Antilopenböcke miteinander. Nach einer Weile machen die beiden Böcke Pause und stehen einfach im Dickicht herum, schauen mal uns an, mal das Gras. Kurz darauf beginnen sie wieder mit ihren Hörnern aneinander zu stoßen. „Das kann mitunter Stunden dauern, oft sogar den ganzen Tag – bis einer der beiden gewonnen hat. Manchmal verletzen sich die Tiere dabei auch schwer“, sagt er. Wir beobachten das Schauspiel eine Weile, bevor wir langsam den Rückweg antreten. Gegen 9.30 Uhr sind wir wieder am Haupteingang der Zaina Lodge und ich um eine Begegnung mit der Tierwelt Afrikas reicher.
Meine Tipps und Tricks zur Safari im Mole National Park, wie man nach Mole kommt, wo man übernachten kann und worauf man sonst noch achten muss, lest ihr hier.
Hinweis: Zu der Safari und zur Übernachtung wurde ich von der Zaina Lodge eingeladen, obwohl ich ausdrücklich darauf hingewiesen habe, dass ich Backpacker bin. Ich kann die Zaina Lodge auf jeden Fall empfehlen. Jedoch sind 330 Dollar natürlich viel Geld. Wer also für weniger im Mole Nationalpark übernachten möchte, kann sich hier weiter informieren.
Sehr schöner Bericht, danke für die Einblicke! Was waren das für Fliegen, wenn ich fragen darf? Hört sich eher nach Mücken/Mosquitos/Bremsen an? Wie sahen deine Beine aus, nachdem du gebissen wurdest von denen?
Schöne Lodge und Tour! Der unbekannte Vogel ist übrigens ein Hammerkop. Das ist der englische Name (nun ja, eher Afrikaans), den deutschen Namen kenne ich gar nicht. Hammerkopf?