Seit einigen Jahren kenne ich es nicht mehr anders. Wenn die Tage am kürzesten sind, zieht es mich weg aus Deutschland. Ich mache mich auf den Weg in die Welt. Auch in diesem Jahr 2017, bin ich Mitte Januar wieder aufgebrochen um bis April dem deutschen Winter zu entfliehen und neue Gegenden zu erkunden. Nachdem ich schon jede Himmelsrichtung und viele Länder bereist habe, ist mein Ziel in diesem Jahr erneut Indien. Ich bin wieder per Daumentaxi unterwegs und habe Visa für den Iran, Pakistan und Indien im Gepäck. Und wieder sind der Plan und die Ausrüstung ziemlich dürftig. Also Rucksack auf, Visakarte und Pass eingesteckt und ab an die Straße, Richtung Südosten. Erste Etappe, Halle – Osttürkei. Und das sogar mit ganz besonderer Fracht. Noch in Deutschland bin ich mit einem ganz neuen BMW Geländewagen unterwegs gewesen. Der war so geheim, dass wir ihn auf einem Anhänger fahren mussten. Wir ritten so schnell, durch Eis und Wind, nach Asien wollten wir geschwind.
Auch wenn ich zu Hause ein erfülltes und abwechslungsreiches (Arbeits-) Leben führe, habe ich schnell den Eindruck, ich kann die Auszeit gebrauchen. Ich genieße das Trampen schon deshalb, weil man immer, wenn einen die Müdigkeit überkommt, schlafen kann. Wo geht das schon, wenn man Lehrer ist? So habe ich auf dieser Reise unzählige Kilometer des Weges nicht gesehen, sondern verträumt.
Dabei geht es, dank Schengen, auch im Schlaf über einige Grenzen hinweg. Das Schöne an Europa ist seine Grenzenlosigkeit und die Geschwindigkeit, mit der man reisen kann. Nach 24 Stunden habe ich bereits Sofia erreicht. Trotz Eiseskälte von bis minus 15 Grad habe ich einen weiteren halben Tag später schon den Bosporus überquert. Dazwischen bin ich in unzählige Autos gestiegen, habe gefroren, in allen mir bekannten Sprachen gesprochen und meine 3 Worte Türkisch wieder vorgekramt: “Istanbul gitmek istiyorum” („Ich möchte nach Istanbul fahren“).
Und was soll ich sagen: Die Türkei ist immer eine Reise wert. Die Türken sind unheimlich freundlich – allerdings sind sie leider fast alle Erdogan-Fans. Immer wieder wird man als Reisender zu Tee und zum Essen eingeladen und es führt kein Weg dahin, selbst zu zahlen. Der Gast ist König. Gelebte Gastfreundschaft im Sinne des Islam – das ist eine Seite, die man in Deutschland gerne übersieht.
Nachdem ich schon oft in der Türkei in allen möglichen Ecken war, habe ich immer noch nicht Kappadokien gesehen. Diese unbeschreibliche Landschaft findet sich in jedem Reiseprospekt wieder, also habe ich beschlossen, hier Station zu machen. Es sind unwirkliche Felsformationen, die vor Jahrtausenden von Jahren bereits ausgehöhlt und bewohnt wurden.
Meine Ankunft dort war besonders, denn mitten in der Nacht wollte der LKW Fahrer mich nicht auf die Straße setzen, also haben wir noch eine Nacht gemeinsam in seiner Kabine geschlafen. Im Schnee, mitten in der Stadt auf der Hauptstraße. Meine erste Nacht in der Horizontalen, seit meiner Abreise in Deutschland.
Die touristische Standardaktion dort ist eine Ballonfahrt über die Felsformationen. Also denn. Irgendwann muss man es ja ausprobieren, wie es ist, lautlos durch die Luft zu schweben. Außerdem ist es ja schon physikalisch gesehen atemberaubend. Gleich aus dem Ballon ausgestiegen, bin ich weitergereist per Anhalter nach Erzurum, in das größte Skigebiet der Türkei. Die schwarzen Pisten wären in Deutschland vielleicht nur blau aber für meine Künste sind sie genau ausreichend.
Weiter gen Osten bin ich dann schon mal an Pferdekutschen und Schlitten vorbeigefahren. Die Türkei hat eine riesige Bandbreite zu bieten. Von Hochtechnologie bis Ochsenpflug. Kaum ein Land ist so vielfältig. Und am Ende dieses Reiseabschnitts wurde ich auch noch mit einem Blick auf den Ararat belohnt.
Im zweiten Teil lest ihr über meine Reise durch den Iran!
Hallo Gregor……. love to read your reports, keep’m coming! Kommst Du mal wieder hier her? Jederzeit bist Du willkpmmen! Gruesse vom Cousinchen Almut