Nachdem ich bereits im ersten Teil unserer Kneipentour durch Prag zum Zootier mutiert bin, wird es auch im zweiten Teil nochmal spannend. Mit Bierkrügen kämpfen wir uns nun durch die Altstadt und trinken da, wo auch Bill Clinton und Vaclav Havel schon einen gehoben haben.

Wir sind gerade aus der Straßenbahn gestiegen. Böse Zungen würden behaupten gekullert. In Prag kann man auch kaum anders. Doch die Motivation ist noch hoch, denn gerade einmal die Hälfte der Pubs haben wir angesteuert. Nun steht die Altstadt auf dem Plan. Eigentlich vermutet man hier nur Touristenhöhlen. Und in der Tat ist es in der Altstadt eben auch etwas voller. Dennoch finden sich auch hier gemütliche Kaschemmen – mit und ohne Touristen.

Zapfhähne in Prager Bar
Schön anzusehen sind die Zapfhähne im U Medvidku auf jeden Fall.

Kneipe Nummer 5: U Medvidku (Zu den kleinen Bären) – Tanz auf dem Kupferkessel

Das Brauhaus „Zu den kleinen Bären“ ist schon vom Namen her ein Mysterium. Bis heute haben wir nicht ganz herausfinden können, welche Bären hier eigentlich gemeint sind. Anna war bei diesem Abschnitt der Tour schon nicht mehr dabei. Später herausgefunden haben wir jedoch, dass das Haus wohl eigentlich nichts mit Bären zu tun hatte. Es wurde nach seinem ersten Besitzer benannt, Jan Nedvidek. Wie das N zum M wurde, ist eine interessante Frage, über die man sich besonders gut in nicht mehr nüchternem Zustand hier unterhalten kann. Am schnellsten findet man eine  Platz an der Bar und kann so den Barleuten beim sprichwörtlichen Abfüllen zuschauen. Denn eigentlich muss man hier gleich mehrere Bier probieren. Im U Medvidku wird auch selbst gebraut. Die Wahl besteht zwischen dem weicheren 1466 und dem eher herben Oldgott. Wer jedoch etwas wirklich seltenes trinken möchte, sollte auf das fast 13-prozentige X-Gott 33 zurückgreifen. Aus Konditionsgründen habe ich jedoch nur daran genippt. Weitere Biersorten frisch vom Hahn könnten die Brauerei auch schnell zur Endstation des Abends machen. Besonders sind auch die Saisonbiere. Ich persönlich hätte gern das Kastanienbier getrunken.
Bier: Hausbiere, plus verschiedene tschechische Sorten frisch vom Zapfhahn und aus der Flasche
Gut: Auswahl riesig und von interessant bis lecker, Bar sehr zentral mit gutem Überblick
Eher schlecht: Ziemlich voll, Durchgangsverkehr an einigen Stellen, nicht ganz so günstig
Geheimtipp: Das X33-Bier, der Bierweinbrand, die man alle nebenan im Bierladen auch in Flaschen für daheim kaufen kann.
Adresse: Na Perštýně 345/7, 110 00 Prag

Goldener Tiger Prag
Die Kunst im Goldenen Tiger ist ansehnlich. Hier ein Bleiglasfenster in der Tür.

Kneipe Nummer 6: U zlateho tygra (Zum goldenen Tiger) – Auf ein Gläschen in die Präsidentensuite

Der Tiiieeeessscheeeerrr, wie man in Sachsen zu diesem Laden sagen würde, ist ein Prager Original. Als der mittlerweile verstorbene tschechische Präsident Vaclav Havel den amerikanischen Präsidenten Bill Clinton in ein echtes Pub einladen wollte, gingen die beiden hierher. Und in der Tat, der Tiger ist eine Augenweide. Havel war hier öfter anzutreffen. Das Interieur mit den bemalten Wänden und die bunten Glasscheiben erinnern an das Mittelalter, Fotos und Erinnerungstafeln an die einstigen Besucher des Hauses. Einst ein Künstlertreff, zieht der Tiger bis heute die Locals an. Dazwischen finden sich zwar einige Touristen, aber dennoch kommen auch viele Prager hierher. Die Bierpreise sind für die bekannte Lokation noch recht moderat.
Bier: Pilsner Urquell
Gut: Beliebt auch bei Pragern
Eher Schlecht: Typisch unfreundliches Personal, immer voll
Geheimtipp: Zeit nehmen, um die Einrichtung anzuschauen
Adresse: Husova 228/17, 110 00 Prag

Der Akkordeonspieler hat mich dann aber doch etwas an die Nordseeküste erinnert.
Der Akkordeonspieler hat mich dann aber doch etwas an die Nordseeküste erinnert.

Kneipe Nummer 7: U dvou Kocek (Zu den zwei Katzen) – An der Nordseeküste – am Moldauer Strand…

Die zwei Katzen zu finden, erfordert etwas Geschick, denn sie verstecken sich in einem Durchgang. Einmal drin belohnt das Innere jedoch mit einer wirklich schönen Originaleinrichtung. Das Bier holt man sich deshalb besser gleich im Stehen. So lässt sich auch der Gastraum erkunden. Dort stehen scheinbar jeden Abend Musiker dem Publikum zur Seite. Am Abend meines Besuchs war es ein sympathischer Akkordeonspieler, der tschechische Klassiker spielte und sang. Wegen des Schifferklaviers und der ulkigen Einrichtung fühlte ich mich ein wenig an die Nordseeküste erinnert. Eher an das Lied als die eigentlich Küste. Vielleicht lag es aber auch am siebten Bier, was dazu beigetragen hat.
Bier: Kocka, Pilsner Urquell
Gut: Gemütlich, Livemusik, schöne Details und das Essen sieht lecker aus
Eher schlecht: Wenig Platz zum hinsetzen
Geheimtipp: Kocka heißt das Bier, welches es hier gibt. Unbedingt probieren. Aber warum ist man auch sonst hier? 😀
Adresse: Uhelný trh 10, 110 00 Prag

Die Inneneinrichtung ist ein buntes Sammelsurium.
Die Inneneinrichtung ist ein buntes Sammelsurium.

Kneipe Nummer 8: Tlusta Koala (Dicker Koala) – Beruhigungsdrink fürs gute Gewissen

Wir hatten es schon fast aufgegeben hier noch herzulaufen. Beine und Leber waren müde aber der Geist wollte weiter. Und so kamen wir als letztes doch noch in den Koala. Von den kleinen Tierchen findet man denn auch einige in der Hütte. Das Publikum ist eher jung und das Barpersonal ist eine angenehme Überraschung. Hier wurden wir in der ersten Bar dieses Abends (und der letzten) mit einem Lächeln begrüßt.
Schön ist auch das soziale Engagement der Besitzer. Man kann dort für 100 Kronen eine Gipssouvenir mit dem Kneipenlogo, dem Koala, bekommen. Die kleinen Tafeln werden von behinderten Jugendlichen hergestellt. Die Einnahmen werden ihnen komplette gespendet. Wir haben zwei gekauft und schöne Kühlschrankmagneten daraus gemacht. Außerdem ist der Koala noch Großspender für die Erhaltung von Koalas in Australien und hat mehrere Patenschaften dort.
Mit einem guten Gewissen kann man nun hier auch noch das Bier Kocour testen, dass aus dem Norden Böhmens aus dem Ort Varnsdorf kommt. Varnsdorf liegt im Dreiländereck zwischen Deutschland, Tschechien und Polen in der Nähe von Zittau. Echtes Zittauer Gebirgswasser so gesehen.
Bier: Kocour, Herold, Staropramen
Gut: wie ein englisches Pub, sehr international, freundliche Atmosphäre
Eher schlecht: wird rauchig
Geheimtipp: Die Gipsplatten vom Koala sind schöne Mitbringsel für die Familie daheim und haben nicht nur eine gute Geschichte sonder auch einen praktischen Nutzen.
Adresse: Senovážná 8, 110 00 Prag

Falls ihr euch jetzt in den zweiten Teil reingelesen habt, ohne den ersten bisher angeschaut zu haben, dann findet ihr den ersten Teil der Kneipentour hier.

Posted by Peter Althaus

Hi, ich bin Peter und ich schreibe hier auf Rooksack über meine Abenteuer mit dem Rucksack in der Welt. Wenn Du mehr davon willst, folge mir auf Facebook, Twitter oder abonnier uns per E-Mail!

One Comment

  1. Köstlich zu lesen. Ich werde da meine Familie heute mal auf einen Abstecher in den Bierzoo „zwingen“. Ich denke, es wird die dicke Maus ?

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