Die grünen Hügel, eine Leiter, die direkt in die Ostsee führt, das Containerschiff, das direkt am Festungskanonenloch vorbeifährt und das alte Trockendock: Das sind die Dinge, an die ich mich als erstes erinnere, wenn ich an Helsinki und an Finnland denke. All diese Orte habe ich entdeckt, als ich 2007 bei meinem Besuch in Finnlands Hauptstadt mit meinem Studienkollegen Ilmari auf die Insel seines Vaters gefahren bin: zur Festung Suomenlinna.
Suomenlinna – Spiegel Finnlands
Von den Schweden als Garnissionsstadt gebaut, von den Russen nach der Besetzung Helsinkis erweitert, spiegelt diese Festung auch die Geschichte des Landes wieder. Suomenlinna ist Unesco-Welterbe und gehört zu den bedeutendsten Stätten eruopäischer Militärarchitektur.
Hier endete die Besatzung Finnlands durch die Schweden und es begann die durch Russland – bis Finnland 1917 endlich unabhängig wurde. Man sieht es auch an der Architektur auf der Insel. Typisch-schwedische Backsteinbauten mischen sich mit eher russisch-anmutenden Holzhäusern. Eine niedliche Mischung, die sich auch in Helsinki selbst abzeichnet.
Wenn man im alten Trockendock der Festung steht, kann man sich vorstellen, wie hier die Kriegsschiffe gebaut und wieder flott gemacht wurden. Am Rande steht auch ein alter Hafen-Kran, der langsam verrostet. Über Leitern kann man in das alte Betonbecken steigen.
Durch die Insel führen überall kleine Schleichwege aus Kopfsteinpflaster. In den Häusern, in denen früher die schwedischen und später die russischen Soldaten mit ihren Familien gewohnt haben, leben heute normale Finnen. Sie fahren jeden Tag mit der Fähre zur Arbeit oder in die Schule in die Stadt.
Erholungsort im Herzen von Helsinki
Doch Suomenlinna ist auch das entspannte Herz von Helsinki. Neben den 800 Einwohnern kommen auch gern Tagesbesucher aus Helsinki und Umgebung hierher. Auch bei Touristen ist es beliebt. Wer etwas mehr Ruhe haben möchte, fährt besser am späten Nachmittag hierher. Dann ist Suomenlinna meist viel leerer und man ist mit den Einheimischen fast unter sich. Auch ein Picknickdecke lohnt sich – im Gras der Hügel kann man gut frühstücken, brunchen oder snacken.
Suomenlinna lädt zum Saunieren und Baden ein
Suomenlinna, das ist auch ein kleines Finnland. Und an was denkt man sofort, wenn man an Finnland denkt? Na, klar, die Sauna. Auch auf Suomenlinna gibt es im Offiziersclub eine Sauna. Die kann man mieten. Und manchmal kann man Glück haben und die sauna-verrückten Finnen bauen in Suomenlinna eine mobile Sauna auf. Das passiert immer mal wieder, wie mir Ilmari berichtet.
Für mich lief es beim Besuch damals noch viel besser. Ilmaris Vater hatte dort ein Haus. Wir durften bei ihm auch in die Sauna springen. Deswegen empfehle ich jedem, sich mit den freundlichen Finnen gut zu stellen!
Und weil man nach der Sauna eine Abkühlung braucht, gibt es auf Suomenlinna auch mehrere Bademöglichkeiten. An einigen davon führen Leitern direkt ins Meer. Eine Abkühlung zwischen den Saunagängen ist auf jeden Fall zu empfehlen.
Suomenlinna – Helsinki am Wasser
Überhaupt ist das Wasser hier überall greifbar nahe. Die insgesamt sechs Inseln sind über Brücken miteinander verbunden. An der Ostseite der Festung ist die Hafenausfahrt. Hier ziehen die Fähren, die aus Helsinki ausfahren genauso vorbei, wie Containerschiffe und Frachtkähne und Fischerboote. Wer sich auf die Festungsmauern setzt oder aus den Kanonenlöchern schaut, spürt so einen Hauch der Ferne. Ich habe mich da schon auf die Fährfahrt nach Tallinn einige Tage später gefreut.
Schöne Sonnenuntergänge
Und auch der Himmel über Suomenlinna ist ein anderer als man ihn aus Deutschland kennt. Vielleicht hatten wir aber einfach nur Glück und haben einen besonders schönen Sonnenuntergang über Suomenlinna erlebt. Der Blick in Richtung Ostsee oder zur Stadt war sehr farbenfroh. Deshalb möchte ich auch denken, dass der Himmel über Finnland einfach ein wenig schöner ist, als daheim.
Tipps für den Ausflug nach Suomenlinna
Anreise: Nach Suomenlinna gibt es nur einen Weg: übers Wasser. Um hierher zu kommen, nimmt man am besten die Fähre. Hin- und Rückfahrt kosten 5 Euro. Wenn man eine Tageskarte für den Nahverkehr hat, ist die Fahrt inklusive. Ansonten gibt es noch den Wasserbus. Der fährt an der Ostflanke entlang. So sieht man die Inseln besser vom Wasser aus. Es gibt zudem einen Hafen für Gästeboote in Suomenlinna und man kann mit dem Boot selber übersetzen.
Museen: In Suomenlinna gibt es neben dem Suomenlinnamuseum, das die Geschichte der Festung erzählt, zahlreiche weitere Museen. Neben dem U-Boot Vesikko gibt es unter anderem auch ein Spielzeugmuseum. Aber die ganze Insel ist ja schließlich ein Museum und man muss gar nicht in die Häuser, sondern kann den Tag auch ganz gut draußen verbringen.
Übernachten: In Suomenlinna gibt es auch das Suomenlinna Hostel. Ab 24 Euro für ein Bett im Dorm (10% Rabatt für Jugendherbergsmitglieder) schläft man hier. Die letzte Fähre aus der Stadt fährt gegen 2 Uhr. Man ist also nicht komplett vom Nachtleben ausgeschlossen.
Mehr zum Thema könnt ihr im Reise-Podcast zu Helsinki und Finnland erfahren, den ich einmal mit Tim von Earthcity geführt habe.