Ein wenig muss ich schmunzeln über die Größe der Betten. Hier, im Puff von Pompeji, legten sich keine besonders große Menschen zueinander, um Liebe zu machen. Auch das steinerne Kopfkissen hilft nicht den antiken Komfort ins innere Auge zu bekommen. Allenfalls ein Hund könnte hier heute bequem liegen. Und in der Tat liegt zumindest einer der vielen Straßenhunde neben dem Bett und schläft im Schatten der Ruinenhäuser. Viel besser sind da die verschiedenen Bilder von den frivolen Sexspielen, die hier wohl abgelaufen sein müssen. Wie eine Tafel im Freudenhaus der antiken Stadt beschreibt, dienten sie wohl einerseits als Lustmacher für wartende Freier, als auch als Preisliste für die sexuellen Dienstleistungen. Oben verwöhnten die teuren Huren ihre Kunden, unten die günstigen. Eine günstige Hure kostete ungefähr so viel wie das Essen für 1,5 Tage (2 bis 2.5 As), teure Huren das zehnfache (bis 20 As). Was man hier auch erfährt: Prostitution ist im antiken Rom allein den Männern vergönnt. Die reichen Römer schlafen jedoch mit ihren Sklavinnen und Sklaven. Homosexualität – bei den Römern voll ok. Mehr zum Thema kann man übrigen auch sehr gut bei Wikipedia nachlesen.
Antikes Streetfood
Während wir durch die unzähligen Gassen dieser antiken Stadt schlendern, fallen mir immer wieder Tresen auf, mit eingelassen Amphoren. Diese Thermopolien in Pompeji bestätigen, dass die Politik von Brot und Spiele gut funktionierte. Ein Thermopolium war dabei eine Art Imbiss. Hier wurde kaltes und warmes Essen in Tontöpfen aufbewahrt und verkauft. Und auch Wein floss nicht nur bei den Griechen in Strömen. In Pompeji zeugt auch ein unterirdisches Weinfass von der Bedeutung des Alkohols für den Handel der Region. 10000 Liter Wein konnte das größte Behältnis der Stadt fassen. Der durch den Vesuv so nährstoffhaltige Boden, lässt guten Wein gedeihen – auch heute noch.
Hindernislauf durch die Straßen
Die Ruinen von Pompeji erstrecken sich bis heute auf einer riesigen Fläche. Wenn es heute noch bewohnt wäre, könnten hier immer noch bequem 3000 oder 4000 Leute nach heutigem Platzbedarf leben. Wenn nicht sogar mehr. Um sich durch die Straßen zu bewegen läuft man am besten auf den Bordsteinen entlang. Sie sind im Schnitt 50 Zentimeter höher als die Straßen. Die Römer kippten hier noch ihre Abfälle hinein. Es muss gestunken haben. An Kreuzungen gibt es immer wieder Trittsteine, damit die Bewohner nicht in das schmutzige Wasser steigen mussten.
Prachtvolle Häuser machen neidisch
Wer im antiken Rom Geld hatte, der baute sich auch damals schon ein prachtvolles Haus. Davon zeugen viele der Häuser in Pompeji. Die Straßen haben heute auch wieder Straßenschilder und man kann sich so leicht orientieren. So findet man auch die prächtigen Villen, wie das Haus der Vettier. Der wunderschöne Innenhof zeugen vom Sinn der Römer für die Architektur und die Wandmalereien für das Kunstverständnis der Römer.
Die Römer hatten dabei nicht nur einen Sinn für Architektur. Die Häuser waren zum Großteil wunderbar konstruiert, mit riesigen Innenhöfen und Gärten. Durch die Asche des Vulkans wurden viele Werke hervorragend konserviert, wie auch die Mosaike. Viele müssen über Wochen in mühevoller Kleinarbeit entstanden sein.
Popstars im Amphitheater
In ganz anderen Dimensionen fühlt man sich hingegen im steinernen Theater von Pompeji. Im Halbrund kann man wirklich vom Boden aus in Normallautstärke sprechen und wird auch in der obersten Reihe verstanden. Am früheren Rande der Stadt findet sich das noch größere Amphitheater von Pompeji. Pompeji war eine reiche Stadt. Zur Zeit des Baus des Amphitheater war es das größte seiner Art und versetzte sogar Besucher aus Rom ins Staunen. Auch heute kann man sich noch die Gladiatorenkämpfe mit ihren tausenden Besuchern lebhaft vorstellen. Die Gänge zeigen Inschriften und Graffiti, die noch aus dieser Zeit stammen und den Gladiatoren huldigen, die wie Popstars verehrt wurden.
Pack die Badehose ein
Nur eines hätte ich allerdings im antiken Pompeji noch lieber gemacht. Gern wäre ich mal in die Thermen in Pompeji gestiegen, in das warme Wasser und hätte mir die schönen Deckenfresken angeschaut oder die Wandbilder. Besonders nah kommt man diesen Gedanken in der Stabiani-Therme, die man in Pompeji auf keinen Fall verpassen sollte. Auch wenn man hier höchstens trocken schwimmen kann heute, sind die Ruinen so gut erhalten, dass es wirklich nicht mehr viel fehlt, bis man in Gedanken mitschwimmt.
Zeichen des Untergangs
Und doch ereilt es mich dann auch in der Therme. In Glasvitrinen in der Ausstellung liegen sie. Man hat sie schon oft im Fernsehen gesehen. In Ihren angsterfüllten Posen. Allein, gemeinsam, bedeckt, mit meist aber mit den Armen vor dem Gesicht – die versteinerten Toten von Pompeji. Bis heute erinnern sie an die schreckliche Katastrophe, als der Vesuv im Jahre 79 nach Christus erst Asche, Gestein und Gase spuckte. Schließlich ergoss sich erst eine pyroklastische Wolke und dann ein Glutstrom ins Tal und tötete die, nicht erstickt oder erschlagen worden waren. Die Eruption war so heftig, dass sie Plinius der Jüngere in seinen Aufzeichnungen festhielt. Dies führte dazu, dass der Ausbruch des Vesuv einer ganzen Art von Vulkanausbrüchen seinen Namen gab – die Plinianischen Eruptionen.
Doch das Unglück der Bewohner war das Glück Pompejis. Denn so blieb die Stadt erhalten und konnte im 19. Jahrhundert wiederentdeckt werden.
Deshalb solltest Du unbedingt nach Pompeji
Ich habe schon einige Ruinen gesehen. Doch Pompeji ist für mich bisher mit Abstand die beeindruckendste Ruinenstadt. Es gibt so viele Details zu entdecken. Die viele Wandmalereien und Mosaike, ein Theater und Amphitheater, die Thermen, sehr viele Wohnhäuser, die Gassen und und und. Nirgendwo kann man sich das Leben im antiken Rom so authentisch vorstellen, wie in Pompeji. Schon allein deshalb sollte man es nicht verpassen. Und auch der Preis ist völlig ok.
Tipps für Deinen Besuch in Pompeji
Nach Pompeji kommst Du am besten mit einen von Neapel aus. Du kannst eine der Linien des Circumvesuviana nutzen – eine Art S-Bahn rund um Neapel. Achte darauf, dass sie am Bahnhof Pompeii Scavi hält. Die Fahrt nach Pompeji kostet rund 3 Euro. Im Zug solltest Du allerdings verstärkt auf Dein Gepäck achten. Wir wurden mehrfach vor Taschendieben gewarnt.
Zur Zeit meines Besuchs kostete der Eintritt für Pompeji 11 Euro. Bist Du unter 24 oder Lehrer, kostet er die Hälfte. Bist Du unter 18 kostet der Besuch nichts. Für 20 Euro kommst Du zudem in alle anderen Ruinenstädte in der Umgebung. Herculaneum soll sich auch sehr lohnen. Steht auf meiner Liste für meinen nächsten Besuch.
Dein Gepäck kannst Du gegen Gebühr am Bahnhof lassen oder am Eingang zur Ruinenstadt Pompeji deponieren.
Nimm Dir etwas zu Essen mit nach Pompeji. Es gibt zwar Restaurants um die Ruinenstadt, die sind aber außerhalb des Museums. Etwas zu trinken ist auch gut, aber ansonsten gibt es überall in der Ruinenstadt Trinkwasserhähne, aus denen Du Dich kostenlos bedienen kannst.
Falls Du auch wissen möchtest, wie der Vulkan so aussieht, dem Pompeji seinen Untergang verdankt, dann kannst Du auch von Pompeji aus direkt mit dem Bus fast bis zum Gipfel des Vesuv fahren.
Für Infos zu Neapel, könnt ihr gerne E-Mail-Updates dieses Blogs abonnieren. Dann bekommt ihr eine Nachricht, wenn demnächst meine Highlights von Neapel herauskommen. Tolle Stadt!
Hattet ihr Latein in der Schule? Hat es sich gelohnt? Ich freue mich über eure Kommentare!
Pompei steht bei mir auch schon lange auf der immer länger werdenden To-Do-Liste. Dank Dir wieder ein paar Zeilen weiter oben… 🙂
Hallo Oli! Freut mich, wenn das Deiner Entscheidung hilft. Pompeji muss man definitiv gesehen haben, selbst wenn man Ruinen sonst nicht so interessant findet.