Die Häuser reihen sich an einen Betonweg. Zwischen den Häusern stehen Palmen. Vor den Türen laden Sofas und ein Hängestuhl zum Ausruhen ein. Genau darin sitze ich und schaue auf die Kibbuzniks, wie sie zum Essensraum gehen. Im Kibbuz teilen die Bewohner mitunter alles. Manchmal sogar die Waschmaschinen, die Autos oder auch das Essen.

Unwirkliche Landschaft zwischen Bergen und dem Toten Meer - Kibbuz En Gedi.
Unwirkliche Landschaft zwischen Bergen und dem Toten Meer – Kibbuz En Gedi.

Kibbuz En Gedi: Oase in einer unwirklichen Welt

Ich sitze in einem der schönsten Kibbuzim in Israel. Das Kibbuz En Gedi liegt direkt über dem Toten Meer. Nach unten zeigt sich die Sicht auf den tiefsten Punkt der Erde. Direkt hinter dem Kibbuz zieht sich eine steile Felswand gen Himmel. Am Ende des Kibbuz gibt es einen kleinen Aussichtspunkt mit einem riesigen Windspiel. Es erinnert an zwei Kibbuzniks die in den Kriegen Israels gefallen sind. Nur rund 20 Kilometer südlich erhebt sich die alte Festung Massada aus Römerzeiten. Etwa gleich weit entfernt liegt einer der schönsten Strände des Landes. Der Strand von Metzukey dargot direkt am Checkpoint zwischen der Westbank und der israelischen Küste des Toten Meeres bietet einen der besten Einstiege in den Salzsee.

In dieser unwirklichen Landschaft haben die Kibbuzniks nach 1948 einen florierenden Ort geschaffen. Kibbuz kommt aus dem Hebräischen und heißt Versammlung. Die ursprüngliche Kibbuz-Idee gleicht den Vorstellungen einer Kommune, wie man sie vielleicht vom Kommunismus her kennt. Die Kibbuzim sind gleichberechtigt organisiert. Anwärter müssen sich zunächst erst als Kibbuzniks etablieren. Das dauert meist fünf Jahre.

Doch dass Kommunismus auch funktionieren kann, wenn er freiwillig ist und nicht auf Zwang basiert, kann man hier sehen. Heute ist der Kibbuz En Gedi einer der fruchtbarsten Orte der Region. Die Oase in der Wüste ist sogar ein botanischer Garten – als einziger botanischer Garten der Welt ist er dauerhaft bewohnt. Rund 800 Pflanzen wachsen hier. Ein Hotel mit Restaurant versorgt Gäste. Am Toten Meer gehört ein Kiosk zum Kibbuz. Mein Couchsurfing-Gastgeber Shaked arbeitet dort.

Nicht mehr überall Freiwilligendienst im Kibbuz möglich

Er ist einer der israelischen Mitarbeiter, die keine Kibbuzniks sind. Nach dem dreijährigen Militärdienst arbeiten viele junge Israelis zunächst in den Kibbuzim. Der Staat zahlt allen die mindestens ein halbes Jahr bleiben eine Prämie, die den oft nicht gerade üppigen Lohn aufbessert. Ein Gedi ist einer der Prototypen der Kibbuzim. Die Regeln sind mittlerweile aufgeweicht. Internationale Freiwillige für einen Freiwilligendienst im Kibbuz gibt es nicht mehr. Stattdessen gibt es mehr Israelis.

Anders ist das im Kibbuz Jotwata. Hier arbeiten unter anderem auch deutsche Freiwillige auf der Dattelplantage und ernten Datteln, in der Kantine oder in der Molkerei, die Jotwata zu einer der wohlhabendsten Kibbuzim in Israel macht. Insgesamt rund 250 Kibbuzim gibt es in Israel noch. Manche haben bis zu 2000 Einwohner. Mehrere Dutzend Freiwillige im Kibbuz Jotwata wechseln ständig. Jeder kann ein paar Wochen oder auch Monate bleiben.

Freiwillige im Kibbuz bekommen Kost und Logis

In den Kibbuzim wird den Freiwilligen die Unterkunft gestellt. Anders als die israelischen Mitarbeiter bekommen Freiwillige im Kibbuz jedoch nur ein Bett in einem Zimmer mit anderen Freiwilligen. Die Zimmergröße kann von 2 bis 4 Freiwilligen variieren. Das Essen gibt es ebenfalls gratis. In den Märkten des Kibbuz kaufen die Freiwilligen wie die Kibbuzniks und die israelischen Mitarbeiter zu vergünstigten Konditionen. Auch die Wäsche wird in den meisten Kibbuzim zentral gewaschen. Zusätzlich gibt es ein Taschengeld von rund 400 NIS pro Monat und Freiwilligen.

„Ich arbeite hier gerne“, sagt Shaked. Manchmal hat er zwar sogar Nachtschicht. „Aber das Leben hier ist ziemlich relaxt.“ Manche der Freiwilligen bleiben länger. Ausländische Freiwillige können sich ebenfalls kaum vom Kibbuz trennen. „Ich muss jeden Morgen gegen 6.30 Uhr aufstehen. Die Arbeit geht um 7 Uhr los. Auch am Freitag wird halbtags gearbeitet“, erzählt mir Julia aus Berlin in Jotwata. Dadurch sei es mehr als 40 Stunden Arbeit. „Aber das macht nicht so viel aus.“ Schließlich bietet sich durch die Arbeit im Kibbuz zum einen die Möglichkeit die nähere Umgebung zu erkunden. Und an schönen Landschaften mangelt es in Israel eigentlich nie. Und man kann den Freiwilligendienst im Kibbuz meistens auch für Wochen unterbrechen und dann einfach wiederkommen. Aber auch während der Arbeitsmonate gibt es pro Monat 2 bis 3 Tage zusätzlich frei.

Die Kibbuzim sind von außen abgeriegelt. Rein kommt man nur als Kibbuznik, Freiwiliger oder Freund einer von beiden.
Die Kibbuzim sind von außen abgeriegelt. Rein kommt man nur als Kibbuznik, Freiwiliger oder Freund einer von beiden.

Kibbuz in Israel besuchen

Einen Kibbuz in Israel nur zu besuchen ist nicht so einfach. Die Kibbuzim sind abgeschlossene Gemeinschaften. Sie sind eingezäunt, es gibt oft ein Wärter an der Einfahrt, andere haben per Telefon zu öffnende automatische Tore. Ein Reinkommen ist in den meisten Kibbuzim also eher schwierig. Ich persönlich war jeweils im Kibbuz, weil ich über Couchsurfing Gastgeber in Jotwata und En Gedi angeschrieben habe. Dann kann man den Namen des Freiwilligen sagen oder er öffnet das Tor per Telefon. So kommt man auch in den Genuss von den Vergünstigungen der Kibbuz-Mitarbeiter, was etwas Geld sparen kann.

Wer Couchsurfing nicht nutzen möchte, der kann auch ein Hotel oder Hostel buchen. Einige Kibbuzim betreiben diese. In En Gedi beispielsweise gibt es aber auch den Botanischen Garten. Hierdurch kann man auch in den Kibbuz gehen.

Mehr Informationen über Freiwilligendienst im Kibbuz

Posted by Peter Althaus

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One Comment

  1. Herumtreiberin Februar 11, 2015 at 23:42

    Das muss ich mir für meine nächste Israel-Reise merken! In Ein Gedi war ich schon zweimal, weil es mir dort zu gut gefallen hat, einmal jedoch nur als Tagesausflug und einmal mit Übernachtung im Ein Gedi Youth Hostel & Guest House – tolles Zimmer mit Blick aufs tote Meer, Essen aber eher…naja. Ein Kibbutz ist da ja viel authentischer und sicher ein schöneres Erlebnis!

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